Part im
Kesselhaus
Kesselhaus Party
offene Party für geschlossene Gesellschaft
am 10.06.2023

MACHTVOLLE STIMME MACHT GEILE STIMMUNG
– AUSZUG AUS DER AKTUELLEN AUSGABE VON MYKINK #95 –
Als Femdom oder Dom verfügst Du von Natur aus über ein faszinierendes Spielzeug – deine Stimme. Sie kann während deiner BDSM-Session beruhigen oder erregen, tadeln oder loben. Deine Stimme ist der Klang deiner Macht, so einzigartig wie dein Fingerabdruck.
Vielen ist nicht bewusst, dass nach übereinstimmenden wissenschaftlichen Studien rund 40 Prozent unserer Außenwirkung unser persönlicher Klang und unsere individuelle Weise zu sprechen ausmacht. Es lohnt sich also, sich für ein gewinnendes Spiel mal mit dem eigenen Stimmpotential und der Sprechweise zu befassen. Stell dir vor, die oder der Sub kniet vor Dir sensorisch depriviert mit Augenbinde, Knebel und Fesseln. Ihre, bzw. seine ganze Wahrnehmung konzentriert sich in dem Moment allein aufs Hören, auf die einzig verbliebene Verbindung zur Außenwelt sozusagen. Jetzt kannst Du Deine Stimme ganz bewusst einsetzen, indem Du gelassen Vertrauen schaffst, streng Anweisungen erteilst, kühl demütigst oder leise Liebesschwüre ins Ohr hauchst.
Was macht eine gute Stimme eigentlich aus? Das lässt sich so einfach nicht beantworten, da zum einen Faktoren wie die Länge der Stimmbänder, die richtige Atmung, das optimale Ausnutzen der Resonanz-räume, die individuelle Stimmungslage und auch der Lebenswandel dafür auf spezielle Weise harmonieren müssen. Zum andere hat jeder Mensch seine individuelle Vorstellung von einer guten Stimme. Fakt ist jedoch, dass tiefere Stimmen besser ankommen, als höhere, weil sie eine gewisse Ruhe vermitteln. Fest steht zudem, dass eine gute Artikulation so manche Unsauberkeit im logopädischen Sinn wie einen kleinen S-Fehler oder ein zeitweises Lispeln wettmachen kann.
Artikulation meint die Art und Weise, wie du zur Sub, zum Sub sprichst. Am besten natürlich deutlich, klar und in der Regel gelassen. Ich habe hier ein paar Hinweise und Hacks für dich, die dich in deiner Rolle als erotische Herrschaft – mächtig – unterstützen können: Wer seinen Willen durchsetzen möchte, muss leise sprechen. Was der Dramatiker Jean Giraudoux erkannte, können wir ebenso beobachten:
Innerhalb eines zunächst lautstark ausgetragenen Streits, wenn die Parteien sich dann aneinander abgearbeitet und nun leicht abgekühlt haben, wird es für einen Moment still, die Luft ist weiter spannungsgeladen. Jetzt kommen die wirklich entscheidenden Inhalte auf den Tisch – mit ruhiger Sprechweise. Was wir meist intuitiv anwenden, verfehlt nie seine Wirkung, das wird auch jeder Theater oder Filmregisseur bejahen. Übersetzt auf unser BDSM-Spiel bedeutet das, wenn du der Sub etwas wirklich Wesentliches sagen willst, machst du es am eindringlichsten mit genau gesetzten Worten fast im Flüsterton. Du zwingst sie, du zwingst ihn damit zu absoluter Aufmerksamkeit und bestätigst so ganz nebenbei deine Souveränität.
Wer schreit, verliert schnell an Glaubwürdigkeit. Als Femdom oder Dom hast du es nicht nötig, herumzubrüllen. Wer schreit, wirkt nicht souverän, sondern eher hilflos. Hilflosigkeit macht klein. Du kannst sicher immer mal wieder die Stimme erheben und etwas lauter werden, wenn es darum geht, eine Ansage zu verdeutlichen. Lautes Schreien hingegen erzeugt nur innere Abwehr, die Spieler:in verschließt sich womöglich sogar. Die Ausnahme sind natürlich Rollenspiele mit Drill-Elementen, wo die Herrschaft die Rekrut:in schreiend rundmacht.
Unsere Stimme ist unsere intime Visitenkarte. Deine Stimme transportiert immer huckepack die Gemütslage und sogar den Charakter mit. Am Handy z.B. hören wir schnell heraus, wie der Mensch am anderen Ende drauf ist, selbst wenn wir die Person gar nicht kennen. Während die Augen die Fenster zur Seele sind, gilt die Stimme als ihr Sound. Und der unterstreicht immer die Persönlichkeit. Der Begriff leitet sich vom lat. Wort „persono“ ab, was so viel wie „durchtönen, widerhallen“ bedeutet. Dein Gegenüber kriegt unterbewusst gute Laune und Ausgeglichenheit genauso mit wie Dissonanzen zwischen Klang und Inhalt. Sei dir im Klaren darüber, dass deine Stimme kein guter Lügner ist, sondern eher ein Verräter, wenn du gegen sie arbeitest. Es ist Sinnlos, freudige Spiellaune vorzugaukeln, wenn dem nicht so ist.
Unser Stimmklang ist am allerbesten immer in der Mitte. Bleibe als Dominanz immer innerhalb der so genannten Indifferenzlage. In diesem Bereich sind die Stimmbänder nicht so sehr angespannt und du nutzt deine Resonanzräume optimal aus. So kannst du länger und kräftiger sprechen. Für dich als Herrscher:in bedeutet das, deine Stimme klingt wärmer, voller und damit überzeugender. Die antiken Griechen nannten diesen Wohlklang zwischen ganz tief und ganz hoch Eutonus. Du nutzt deine Indifferenzlage öfter, als du denkst: Jedes zustimmende „Mhm“ innerhalb eines Gesprächs ist diese Mittellage. Probiere es aus, mache „Mhmmm“ und ziehe es zu einem Brummton ein paar Mal in die Länge. An der Stelle, an der du das Gefühl hast, dass du bei wenig Anstrengung am meisten Wirkung herausholst, bist du richtig – und Deine Stimme ist auf dem besten Weg ein wunderbares Spielzeug für Eure Sessions zu werden.
THYMOSS EMM