Der Ball. Edition Austria. 2014.

Ehrfurchtsvoll angekommen und zum Eingang blickend weiß ich nicht, wohin mit mir, habe nur Augen für sie.
In ihrem grandiosen Kostüm, der kühlen Blässe ihres Teints, die Lippen glänzend feucht, rosé.
Handschuhe, die mich an sie ziehen und ihr spüren lässt, dass mir das sehr gefällt.
Diese samtenen Hände, die an meiner Gürtelschnalle langsam weiter nach unten gleiten und gar nicht mehr so sanft und sehr heftig hart sind.
Wie ich mittlerweile auch.

Ihr Kopf neigt sich, ihr Mundwinkel zuckt leicht amüsiert, der Fächer klappt zu und sie dreht sich um, nicht vergessend,
mir noch einen abschätzig arrogant provokanten Blick zuzuwerfen.

Da schaue ich ihr hinterher und bin perplex. Spüre noch die Berührung ihrer Lippen an meinem Ohr.
Sie haucht, fast flehend, oder war es spottend? „Komm doch mit…bitte…“ Und wendet sich schon von mir ab, da ich nicht sofort reagiere.
Hinterhersehend, nein sehnend. Der Gang ist ebenso elegant wie das Kleid, wie ihre Gestalt. Und ich stehe immer noch da und schaue hinterher.

Mit beiden Händen greift sie rechts und links ihr Kleid, damit sie die Stufen elegant emporsteigen kann. Klick, klack.
Die Schuhe, wie die weißen Strümpfe, wie ihr schöner Arsch, die sich nach oben bewegen.
Das Kleid wallend, ihr Hintern darin nur erahnbar aber trotzdem mein Blick draufgenagelt.
Der süße Duft des eben Gesagten an meinem Ohr in mir nochmal rezitierend, analog zu meinem Glotzen, der ihrer Taille nach oben folgt.

Das massive Tor öffnet sich just in diesem Augenblick, an dem sie herantritt, keine Sekunde zu spät.
Kein Zögern in ihrem Gang aufgrund ihrer Sicherheit, dass dieser Eingang sich wirklich für sie öffnen wird – sie gleitet hinein.
Jetzt ich: meine Wangen sind gerötet, meine Knie weich, meine Stimme bestimmt nicht geölt, erklimme ich ebenso die Stufen,
wenn auch nicht so elegant, aber ich will da hin. Das Eingangsportal erleuchtet vor mir, mein Herz klopft, das Tor öffnet sich,
gold-orangefarbener Lichtschein glüht mir entgegen und ich darf eintreten. „Was für ein Schloss!“ höre ich mich sagen,
der Mund halb geöffnet und Augen an den Kronleuchter geheftet, als mich die bekannte Hand im weißen Samthandschuh am Kinn zu sich zieht,
mitreißt in diese Nacht, in diesen Ball, in diesen Bann, in dieses Licht.